Marga SchmitzDer 1. Weltkrieg endete am 11. November 1918 mit der Kapitulation des Deutschen Kaiserreiches.
Bei den aufgenommenen Friedensverhandlungen, die am 28. Juni 1919 mit der Unterzeichnung des Versailler Vertrags endeten, wurde verfügt, dass das Kaiserreich an fast allen Grenzen Gebiete an die Siegermächte abtreten mußte.
So wurde das ostbelgische Gebiet um Eupen / Malmedy Belgien zugesprochen.
Dieses Gebiet gehörte bereits vor 1815 zu Belgien, wurde aber auf dem Wiener Kongreß im Jahre 1815 Preußen zugeschlagen.
Dort wohnte, im kleinen Ort Ouren der Gemeinde Burg-Reuland, die Familie Delhougne.
Bernhard Delhougne, geboren am 14.06. 1880, unterrichtete als Lehrer an der Volksschule Ouren.
Luftaufnahme der U.S. Airforce nach dem Angriff (Archiv HGVV)Der 30. November 1944 war für Vettweiß ein schicksalhafter Tag, denn er brachte Tod und Verderben über unser bisher von den Gräueln des Krieges weitgehend verschontes Dorf. In diesem Jahr jährt sich dieses Ereignis zum 75. Mal.
Gegen Mittag flogen B 26 und A 20 Flugzeuge der 9th Bombardement Division quer über unser Dorf und luden ihre Bombenlast ab. Der gesamte grausame Spuk dauerte weniger als fünf Minuten. Die Auswirkungen dieses Bombenangriffes waren verheerend. Der mittlere Teil des Ortes wurde nahezu völlig zerstört. Zahlreiche Tote und Verwundete waren zu beklagen. So mussten 38 Einheimische und 5 Zwangsarbeiterinnen aus der Ukraine ihr Leben lassen. Zudem wurden 26 deutsche Soldaten unterschiedlichster Waffengattungen dahingerafft. Die Soldaten sowie die Ukrainerinnen wurden auf verschiedenen Friedhöfen provisorisch bestattet und in späteren Jahren auf zentralen Friedhöfen in der Eifel zur endgültigen Ruhe gebettet. Die Grablegung der Einheimischen erfolgte in einem separaten Teil des örtlichen Gemeindefriedhofes. Mehrere Zeitzeugen haben ihre Erinnerungen an den 30. November 1944 dokumentiert und dem HGV zur Verfügung gestellt. Auszugsweise geben wir einige von ihnen wie folgt wieder:
Im Jahre 1936 wurde ich als fünftes Kind der Eheleute Josef und Adele Falkenberg geb. Kick geboren.
Unsere Mutter stammte aus Blatzheim.
Meine vier Geschwister waren Heinz, Hilde, Christine und Hubert (besser bekannt als Hujo).
Unser Elternhaus (heute Gereonstrasse 121) war an der Straße von Vettweiß nach Froitzheim, direkt gegenüber dem Sportplatz, gelegen. Da es in unmittelbarer Nähe zu unserem Heim keine häuslichen Bebauungen gab, hatten wir rundum freie Sicht.
Es fühlte sich an, als lebte unsere Familie auf einer friedlichen, fast unberührten Insel. Dieser Zustand sollte sich im Jahre 1939, mit Beginn des Krieges, ändern und mit andauernder Kriegszeit eine oftmals hektische Betriebsamkeit erleben.
Archiv Josef EsserVor ungefähr 5000 Jahren wurde die Schrift erfunden und seit dieser Zeit ist es das Bedürfnis der Menschen sich gegenseitig Briefe zu schreiben, Mitteilungen zu machen, Persönliches wie Amtliches auszutauschen.
Ein ausgeklügeltes Post-Netz haben sich allerdings erst die Römer für ihr damaliges Reich ausgedacht. Sie beherrschten an die tausend Jahre weite Teile Europas, Afrikas und sogar von Asien. Um die in einem derart riesigen Reich zu übermittelnden Botschaften zu transportieren, bediente man sich der Reiterei. Nach einer Tagesreise übergab der jeweilige Reiter die Nachricht an einen weiteren Boten, der den Brieftransport ohne Pause für einen weiteren Tag fortsetzte und wenn nötig an den Nächsten weitergab. Eine Art Stafette.
Kürzlich erhielt der stellvertretende Vorsitzende des HGV, Günter Esser, einen sehr anschaulichen Reisebericht. In ihm schildert Frau Netragis die letzte Reise, die sie mit ihrem vor Kurzem verstorbenen Großvater ins Rheinland, insbesondere nach Vettweiß unternahm. Ihr Großvater wurde in Vettweiß geboren, verlebte dort seine Jugendzeit und mußte später aus beruflichen Gründen sein geliebtes Heimatdorf verlassen.
Donnerbüchse Foto: St. Gereon Schützenbr.In der Festschrift zum 150jährigen Jubiläum der St. Gereon Schützenbruderschaft Vettweiß-Kettenheim 1849 e.V. hat Gabriel Falkenberg sehr detailliert über das Brauchtumsschießen, insbesondere über das Vogelschießen in der Schützenbruderschaft Vettweiß berichtet.
Meine Familie, die Familie Brandenburg ist seit Generationen unserer Schützenbruderschaft und dem traditionellen Schießsport eng verbunden. Sie hat ihn gepflegt und den Grundstein dafür gelegt, dass er auch heute noch durchgeführt werden kann.
Dies ist für mich der willkommene Anlass, die Geschichte der Donnerbüchsen für die kommenden Generationen einmal zu dokumentieren.
Josef Steffens
Als drittes von sechs Kindern der Eheleute Heinrich Steffens und Magdalena, geb. Schmitz, wurde ich, Heinrich Josef, am 08.12.1934 in Kelz geboren.
Ab dem vierten Lebensjahr besuchte ich den Kindergarten im Kloster, der von Nonnen geleitet wurde, bis ich 1941 in die Volksschule in Kelz aufgenommen wurde.
Zu diesem Zeitpunkt dauerte der Krieg schon über 18 Monate. In den Jahren 1942-1943 wurde es durch feindliche Flugzeuge in unserer Region immer unruhiger. Zu dieser Zeit trug ich eine Zeitung aus, den Westdeutschen Beobachter. Eine Parteizeitung der “Nazis“ von der übelsten Sorte. In manchen Häusern musste ich wieder vor die Tür gehen um nochmals eintreten zu dürfen. Ich hatte den Hitlergruß einfach vergessen zu zeigen.
Josef Tesch
Mein Name ist Josef Engelbert Tesch und ich wurde am 17.04.1937 im Krankenhaus in Düren als ältester Sohn meiner Eltern Engelbert Tesch und Maria Ohrem geboren.
Mein jüngerer Bruder Wolfgang kam drei Jahre später zur Welt. Meine Mutter ist gebürtig aus Bochum und heiratete meinen Vater 1936 kirchlich in Vettweiß. Hier wohnten auch noch weitere Geschwister meiner Eltern und meine Großeltern. Mein Vater hatte noch sieben Geschwister und mein Großvater väterlicherseits war der Schuhmacher Josef Tesch.
In Düren wohnten wir in der Oberstraße 13 gegenüber der Annakirche, da wo das Blumenhaus Heinen war. Von meinem Vater habe ich durch den Krieg nicht viel gehabt. Er schrieb uns immer Briefe von der Ostfront. Allein im Juni 1944 kamen drei Briefe bei uns an, der letzte ist datiert vom 24.06.1944. Danach haben wir nichts mehr von ihm gehört.
Meine Mutter hat dann über das Rote Kreuz einen Suchantrag nach ihm gestellt. Erst am 11.06.1976 erreichte uns deren Gutachten. Hiernach führten die Nachforschungen zu dem Schluss, dass er mit hoher Wahrscheinlichkeit am 26. Juli 1944 bei den Kämpfen im Raum 25 Kilometer westlich von Brest-Litowsk zwischen den Orten Rokitno und Husinka gefallen und verschollen ist.
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Bereits im Jahre 1939 hatte die damalige Reichsregierung umfangreiche Gesetze und Verordnungen zum Luftschutz erlassen, die ausnahmslos auch umgesetzt wurden. So mutet sich der von dem damaligen Reichsmarschall und Oberbefehlshaber der deutschen Luftwaffe, Hermann Göring in einer seiner heroischen Reden ausgesprochene Satz:
„Ehe ein feindliches Flugzeug die deutschen Reichsgrenzen überfliegt, heiße ich Meier“ wie ein Treppenwitz an. Diesem von Wahnwitz strotzendem Satz stand die tatsächliche Entwicklung entgegen, denn auch in Vettweiß realisierte ab dem Jahre 1940 die deutsche Verwaltung umfangreiche Luftschutzmaßnahmen.
Wenn man heute von Vettweiß über die verlängerte Gereonstraße nach Gladbach fährt, ist den wenigsten bewusst, geschweige denn erinnerlich, dass diese Straße mitten durch einen ehemaligen amerikanischen Militärflugplatz führt, denn im Dreieck Vettweiß, Kelz, Gladbach befand sich zu Ende des zweiten Weltkrieges ein Flugplatz der U.S. Airforce, von den Amerikanern als Airfield Kelz mit der Kennziffer Y-54 bezeichnet.
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