HGV Vettweiß recherchiert bundes- und europaweit

Vorbemerkungen zum sogenannten Glasgow-Bild:
Unser ehemaliger langjähriger Ortsvorsteher Josef Esser hat bereits sehr frühzeitig vor unserem im Januar 2013 gegründeten Heimat- und Geschichtsvereins „Geschichte geschrieben“. Fragt man sich nun, wie das denn sein kann, so ist die Beantwortung doch sehr einfach.

Josef Esser hat frühzeitig damit begonnen, alte Bilder aus Vettweiß von Gebäuden und wichtigen Veranstaltungen mit Personen und Bildmaterial zu sammeln und seine Ergebnisse in drei Fotomappen anzulegen. Darin enthalten sind auch Schriftstücke, wie Urkunden ab der ersten geschichtlichen Erwähnung von Vettweiß. Das Gesamtmaterial umfasst nunmehr 567 MB in digitaler Fassung. Seinen heute im Verein tätigen Söhnen Günter und Alfons Esser hinterließ er je eine Ausfertigung dieser Sammlung. Josef Esser war somit im Grunde der Vorläufer des heutigen HGV Vettweiß.

Bestandteil dieser Sammlung ist ein buntes Glasbild, das im folgenden Schrifttum immer als „Glasgow Bild“ bezeichnet wird. Dieses Glasbild schenkte der ehemalige Pfarrer Leonhard Jansen, der zwischen 1664 und 1692 für 17 Jahre Pfarrer in Vettweiß war, im Jahre 1681 einem Dekan von Zülpich. Der Ursprungstext im Privatarchiv Josef Esser endet mit dem Hinweis, dass sich dieses Bild in einem Museum in Glasgow befinden soll und nach Aussagen des dortigen Direktors (Zeitangabe unbekannt) durch einen Lübecker Kaufmann nach dort gekommen sein soll.

Nun kommen die Detektive des Heimat- und Geschichtsvereins Vettweiß ins Spiel. Unser Gründungsmitglied Dr. Hermann Courth machte es sich vor längerer Zeit zur Aufgabe, dieses Geheimnis und den Weg des Glasfensters zu rekonstruieren. Die Handlungsorte waren Vettweiß - Zülpich - Lübeck - Glasgow. Anzumerken wäre noch, dass es sehr wohl eine vielleicht plausible Verbindung von Vettweiß nach Lübeck gibt.

Der aus Vettweiß stammende Prälat Bernhard Joseph Erasmi (1890 - 1973) hat zu Lebzeiten eine Stammtafel des Franz Nikolaus Erasmi (1710 - 1785) erstellt. Bestandteil dieser dem HGV vorliegenden Unterlagen ist u.a. der Hinweis, dass es in Lübeck Ahnen des Franz Nikolaus gegeben haben soll. Im dortigen Heilig-Geist-Hospital (Altenheim) befindet sich nach Angaben unseres heutigen Ortsvorstehers Franz Erasmi  das Familienwappen der Erasmis und dies steht auch so in deren Chronik. Doch nun wieder zurück zu unserem erfahrensten „Geschichtsforscher“ Dr. Hermann Courth, der - wie man so schön sagt - keine Kosten und Mühen gescheut hat, um die Spuren in England und Schottland weiter zu verfolgen.
So setzte er kurzerhand seinen jüngeren und in England lebenden Bruder Lambert Courth auf die Spur Glasgow an. Sicher und zielstrebig fand er das Ziel - nämlich den Standort des aus Vettweiß stammenden Glasbildes von Pfarrer Jansen.

Zur weiteren Absicherung wurde durch den in Zülpich tätigen 1. Beigeordneten Ulf Hürtgen auch noch der Geschichtsverein Zülpich mit in die Recherchen eingebaut. Von dort wurde bestätigt, dass früher tatsächlich mit solchen Kunstwerken reger Handel bis nach Übersee erfolgte. Konkrete Aussagen über das erhaltene Glasgow Bild liegen dort nach bisherigem Ermittlungsstand jedoch nicht vor. Sogar ein bundesweit bekannter Heraldiker wurde von Dr. Hermann Courth zur Bewertung der Darstellungen auf dem Foto bemüht.  

Dies mag zu den Vorbemerkungen vor dem eigentlichen Bericht des Dr. Courth genügen. Die wichtigsten Beweisfotos und ein Video des Museums Glasgow sind am Ende des Artikels eingefügt und sollen mit dem Bericht in unserer Webseite ihren Niederschlag finden.

Vettweiß, 23.02.2014
Theo Pütz


Glasgow – Vettweiß

Zwischen Glasgow, der drittgrößten Stadt des vereinigten Königsreichs und Vettweiß, einer kleinen Gemeinde in der Zülpicher Börde besteht eine interessante Verbindung.

Im Archiv Esser befindet sich eine Fotografie eines bunten Glasbildes aus dem Jahre 1681. Dieses Bild soll sich danach in einem Museum in Glasgow in Schottland befinden.
Lambert-Courth 150x210Lambert CourthIch habe meinen in England lebenden Bruder Lambert Courth auf die Spur dieses Bildes gesetzt. Er hat diese Spur verfolgt und ist nach umfangreichem Schriftwechsel mit den zuständigen Stellen dann am 11.09.2013 nach Glasgow gefahren mit dem Ziel, das Bild zu finden und in Augenschein zu nehmen.

Sein Besuch in Glasgow war ein voller Erfolg. Er hat das Bild gefunden und durfte es mit Erlaubnis der zuständigen Kuratorin, Mrs. Pat Collins, auch fotografieren, was ansonsten in Schottland untersagt ist.

Das Fenster befindet sich in Provand’s Lordship, einem der ältesten Bürgerhäuser (15. Jahrhundert) in Glasgow. Es ist als separates und allein stehendes Fenster installiert, in einem historischen Ess-/Wohnzimmer auf der ersten Etage dieses Hauses. Seine Position genau gegenüber der Eingangstüre des Raumes gibt, besonders bei dahinter stehender Sonne ein helles und magisches Bild. Die Farben sind klar und hell und einfach schön. Das Fenster befindet sich an einem würdigen Platz und bringt seine Schönheit voll zum Ausdruck.

Das Fenster ist gemalt und gebrannt. Die Farben sind sehr gut erhalten und in ihrer vollen und ursprünglichen Schönheit.

Die Beschriftung in lateinischer Sprache kann man sehr gut lesen:

 

 Admodum Reverendus et Doctissimus Dominus, Dominus,   Leonardus Jansen, Pastor in Vetweis vigilantissimus, hanc donavit fenestram amplissimo Domino Decano Capituli Tolpiaci: anno 1681. Die Übersetzung in die deutsche Sprache lautet:
Der höchst ehrwürdige und gelehrte Herr, Herr Leonard Jansen, höchst aufmerksamer Pfarrer in Vettweiß, hat dieses Fenster geschenkt dem hochangesehenen Herrn Dekan des Kapitels von Zülpich im Jahre 1681. 

 

Zum Wappenfenster als solchem macht Lothar Müller Westphal folgende sinngemäße Anmerkungen:
Es handelt sich um eine barocke Wappendarstellung in Grisaille Glasmalerei. Einige Teile sind safrangelb erhöht.
Im Schild ein Herz, aus dem an beblätterten Stengeln vier oder fünf Blumen wachsen. Auf dem formal missverstandenen, zu einem Ornament deformierten Helm mit üppigen barocken Helmdecken zwischen einem Flug ein Jünglings- oder Jungfrauenkopf.

Aller Wahrscheinlichkeit nach handelt es sich nicht um ein Familienwappen, sondern um die persönlichen Embleme des Geistlichen. Die Figuren des Bildes dürften als Sinnbild der Nächstenliebe gemeint sein.

Abschließend bleibt noch festzuhalten, dass bisher weder in Schottland noch in Deutschland schlüssig ermittelt werden konnte, auf welchen verschlungenen Wegen das Glasfenster nun nach Glasgow gelangt ist.

Tatsache ist jedoch, dass im Zuge der Säkularisation sämtliche Klöster aufgelöst wurden. Das wertvolle Inventar wurde meist geraubt, verkauft oder versteigert. Es ist über die ganze Welt verstreut. So auch die Glasfenster aus dem Kreuzgang der im Jahre 1795 aufgelösten Abtei Mariawald. Teile dieser Glasfenster befinden sich im Victoria and Albert Museum in London und sind dort auch zu besichtigen.

Courth Hermann 150x210Dr. Hermann-Josef CourthDüren, den 23.2.2014

Dr. Hermann-Josef Courth

 

 

 

 


BILDERGALERIE (Bitte klicken Sie auf die Vorschaubilder)

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