Die beiden letzten Kriegsgefangenen des 2. Weltkrieges kehrten nach Vettweiß heim.

Am letzten Samstag im September 1949, es war der 24. des Monats, kehrten Matthias Heimbach und Josef Schmitz aus russischer Gefangenschaft nach Hause zurück.

Matthias Heimbach, Sohn von Barthel und Käthe Heimbach, geriet bei den Kurischen Nehrungen Ende 1944 in russische Gefangenschaft.
Er wurde in ein Gefangenenlager, 200 Km von der sibirischen Stadt Novosibirsk entfernt, überstellt. Bei wenig Verpflegung und kaum nennenswerter ärztlicher Betreuung galt es harte Arbeit in den dortigen Kohlegruben zu verrichten, wobei viele gefangene deutsche Soldaten nicht überlebten. Dann geschah eines Tages für ihn das schier Unfassbare.

Hier im Lager traf er, völlig unvorbereitet und unverhofft Josef Schmitz, ebenfalls aus Vettweiß, der sich, als Soldat an der Ostfront, auch nicht der russischen Gefangenschaft entziehen konnte.
Josef Schmitz, Sohn von Johann und Traudchen Schmitz.
Welch ein „Erlebnis“, tausende Kilometer fern der Heimat, nach dem verlorenen Krieg. Doch dieser glückliche Zufall war dienlich für Beide. Sie halfen sich gegenseitig, machten sich Mut, glaubten irgendwann an die Freiheit, Resignation durfte nicht aufkommen.
Mit der Zeit besserte sich die Verpflegung und für den, der seinen Arbeitssoll erfüllte, gab es Extrarationen in Form von ein wenig Fett.
Aufkommende Tiefpunkte konnten sie durch gute Gespräche und Mutmachungen überwinden. Denn von Zeit zu Zeit, in unregelmäßigen Abständen, wurden Gefangene aus dem Lager nach Deutschland entlassen. Dies war auch ihr erklärtes Ziel. Auf in die Heimat. Sie machten sich Mut, der Drang nach Heimat und Freiheit war ungebrochen, was bei ihrer Situation von außen so leicht dahergesagt sein mag.

Dann endlich war es soweit. Der Aufruf zur Freilassung erfolgte, was Anlaß zu übergroßer Freude und menschlicher Überwältigung war, dass Beiden die gleichzeitige Entlassung mitgeteilt wurde. Sie konnten ihr Glück kaum fassen, haben sich in den Armen gelegen und wie „Kleinkinder“ über Stunden geweint.
Im September 1949, nach 5 Jahren, endete für Matthias Heimbach und Josef Schmitz die russische Gefangenschaft.

Johann Schmitz, Josef 's Vater, war Gemeindearbeiter. Nach überaus starken Regenfällen versuchte dieser einen gestauten Durchfluß im Ort von Treibgut zu säubern. Dabei gab ein Mauerstück nach und begrub Johann Schmitz unter sich. Die Verletzungen waren so groß, dass er das Unglück nicht überlebte, und somit die Rückkehr seines Sohnes leider nicht mehr erleben durfte.

Die beiden Heimkehrer wurden im offenen Feuerwehrwagen in Köln am Bahnhof abgeholt und von Vettweißer Honoratioren und Bürgern unterhalb der Bahn in Vettweiß willkommen geheißen. Unter Vorantritt des Tambourcorps und großer Beteiligung der Bevölkerung und der Ortsvereine wurden die Beiden durch den geschmückten Ort zu ihren Elternhäusern geleitet, um dort Eltern, Geschwister, Verwandte und Freunde nach vielen, vielen entbehrungsreichen Jahren in die Arme zu schließen.

Ein wahrhaft historischer Tag für Vettweiß, mehr als vier Jahre nach Kriegsende.


Von Christian Heimbach, Bruder von Matthias Heimbach

Matthias Heimbach

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