
Günter Esser
Vandalismus in der Dreifaltigkeitskapelle
In der Gemarkung Vettweiß liegt zwischen den Dörfern Vettweiß, Kelz und Gladbach inmitten im freien Feld umgeben mehreren Bäumen einsam und allein eine kleine Kapelle.
Es handelt sich um die Dreifaltigkeitskapelle, ein historisch bedeutendes, über 350 Jahre altes Bauwerk, das sich im Eigentum der Kirchengemeinde Vettweiß befindet.
Einen ausführlichen Bericht finden Sie unter HGV, Geschichte und Denkmäler.
Die Kapelle wurde im Jahre 1680 durch die Eheleute Johann Kurt und Sophia Schleusgens, aus Dankbarkeit über den endgültigen Abzug der Franzosen nach Ende des 30-jährigen Krieges aus der hiesigen Region, errichtet.
Als Ort wählten sie die Ansiedlung, die an der damaligen bedeutenden Krönungs-, Handels- und Pilgerstraße, der Aachener – Frankfurter Heerstraße, gelegen war.
Die abgeschiedene Lage der Kapelle mag leicht als vereinsamt und bedeutungslos erscheinen. Doch in ihrem liebevoll gepflegtem Erscheinungsbild und zum Verweilen einladenden Umfeld gilt sie für viele Menschen als ein Ort einer, wenn auch kurzen, persönlichen Sammlung, des Gebetes und des Innehaltens. Zwei Bänke laden dazu im Schatten der Bäume ein.
Am Fest der Allerheiligsten Dreifaltigkeit ziehen heute noch Pilger aus Vettweiß und Kelz in Prozession zu der an diesem Tag geöffneten Kapelle.
So hat die Kapelle seit 1680 die Wirren der Zeit unbeschadet überstanden. Die neben der Kapelle stehenden Wohn- und Wirtschaftsgebäude der Familie Kornelius Kooy fielen im Jahre 1942 amerikanischen Bomben zum Opfer und wurden völlig zerstört. Wie durch ein Wunder blieb die Kapelle in Gänze unversehrt. Ein Zeichen und Auftrag für kommende Generationen?
Am Morgen des ersten Januar 2023 dann der große Schreck. Da ging mit den gegenseitig ausgesprochenen Neujahrsgrüßen die Meldung über die Verwüstung der Dreifaltigkeitskapelle einher.
Das Entsetzen war groß. Vandalen hatten sich offenbar zwischen Weihnachten und Neujahr gewaltsam Zutritt zur Kapelle verschafft. Dabei beschädigten sie den Rotsandstein der Türeinfassung und das Türschloss der aus massivem Eisenblech bestehenden Eingangstüre. Inmitten der Kapelle legten sie Feuer und verbrannten die hölzerne Inneneinrichtung. Gott sei Dank blieben die Decke und die Dachkonstruktion vor den Flammen verschont. Bejahendenfalls wäre von der Kapelle nur ein Torso, bestehend aus den Außenmauern übrig geblieben. Glück im Unglück. Die wertvollen sakralen Gegenstände, so auch das von Professor Hubert Salentin geschaffene Altarbild, hatte man bereits vor Jahren aus Sicherheitsgründen im Pfarrhaus deponiert. Nur so konnte es gerettet werden. Die Zerstörung zeigt eine Kopie.
Trotz allem ist der am Gebäude und an der Inneneinrichtung entstandene Schaden beträchtlich. Es bedarf keiner Frage, dass sämtliche entstandenen Schäden behoben werden müssen, damit die Dreifaltigkeitskapelle auch in Zukunft das bleiben möge, was sie seit Generationen war, ein tragendes Zeugnis christlichen Glaubens unserer Heimat und ein wertvolles bauliches Denkmal seiner Zeit.
Im Rahmen seiner Möglichkeiten wird der HGV bei der Verwirklichung dieses Zieles Schützenhilfe leisten.
Nachstehend einige vom HGV aufgenommene Bilder der Zerstörung
Leben und überleben in der Nachkriegszeit
Hauptstrasse Februar 1945Am 09. Mai 1945, vor 75 Jahren, endete mit der deutschen Kapitulation der 2. Weltkrieg. Mit dem Einmarsch der Amerikaner am 27. Februar 1945 in Vettweiß war der Krieg für die im Ort verbliebenen ca. 100 Personen so gut wie beendet. Der überwiegende Teil der Vettweißer Bevölkerung hatte nach dem Bombenangriff vom 30. November 1944 den Weg in die von den Nazis verordnete Evakuierung antreten müssen. Viele hatte es bis nach Thüringen verschlagen. Die Rückkehr sollte sich für manche Evakuierten aufregend, angstvoll und über einen langen Zeitraum erstrecken, für andere weniger schwierig, aber deshalb nicht gefahrloser. Die Evakuierten drängten auf schnelle Rückkehr in die Heimat. Oft zog sich das Vorhaben schleppend über Monate hin, verbunden mit vielen Enttäuschungen. Die Evakuierten wußten wo ihre Heimat war, im Gegensatz zu den Vertriebenen aus den verlorenen Ostgebieten Deutschlands, die nun gegen Westen zogen um hier eine neue Heimat zu finden. Das Ausmass kam einer Völkerwanderung gleich. So suchten und fanden Geflohene aus dem Osten auch in Vettweiß einen Neuanfang.
Erzähl mal Oma, wie war das früher bei der Einschulung?
Ja, wie war es früher vor ungefähr 70 Jahren mit dem neuen Lebensabschnitt?
Einschulungstermin war stets nach den Osterferien und alles etliche Nummern kleiner als heutzutage. Für mich begann der “Schulalltag“ im April 1947.
Womit alles anfing
Vom 22. bis zum 26. September 2014 war Ralph Herrmanns aus Schweden zu Gast beim HGV Vettweiß.
Bevor auf diesen Besuch näher eingegangen wird, bedarf es einer klärenden Vorgeschichte.